Dienstag, 15. Juli 2014

Workshop mit Konfirmanden der Magni-Kirche

Ich sitze im Flugzeug und bereite mich auf den Sprung vor. Einer nach dem anderen springt und meine Anspannung steigt. Ich bin an der Reihe und nehme mir ein Herz, mache einen Schritt und falle. Der Fallschirm öffnet sich und ich segle durch die Luft. Plötzlich höre ich ein lautes Pfeifen und ich falle schneller. Panisch gucke ich nach unten, ich sehe überall Wasser. Beruhigt falle ich weiter. Ich komme auf; ein stechender Schmerze durchdringt mich. Und ich fühle nichts mehr“.

Im Workshop mit den Konfirmanden und Konfirmandinnen der Magnikirche in Braunschweig machten sich die Teilnehmer Gedanken um ihr bisheriges Leben und um ihre Zukunft. „Habe ich bis jetzt so gelebt, wie ich es mir gewünscht habe? Wie möchte ich am liebsten sterben? Und wann werde ich heiraten?“ sind Fragen, mit denen sie sich dabei beschäftigt haben. Die Workshopteilnehmer/innen haben ihr Leben in Form von einer Zeitleiste auf Papier gebracht, dabei sollten sie sowohl an die Vergangenheit als auch an die Zukunft denken. Einen Wendepunkt im Leben haben sie dann genau beschrieben, so auch Max, der seinen Tod beschreibt (s.o.).


Was noch so dabei entstanden ist, könnt ihr euch am 16.,17. und 18. Juli von 10-13 Uhr und von 15-18 Uhr, sowie am 19. Juli von 10-14 Uhr im Bauwagen auf dem Magniplatz anschauen. 

Dienstag, 24. Juni 2014

Workshop in der Grundschule Comeniusstraße

Stimmen von Schülern und Workshopleitung zur gemeinsamen Arbeit

"Neu war alles was Doris [Anm: Ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hozpizvereins] erzählt hat. Ich wusste vorher nicht mal was ein Hospiz ist, oder das es das gibt."

"Es gab fröhliche Zeiten, da musste ich manchmal lächeln. Manchmal bin ich auch traurig geworden. Gut fand ich es, als wir uns verkleidet hatten. Schwer fiel mir, über die zu reden, die schon gestorben sind und an sie zu denken."

"Ich fand es gigantisch, wie gut ihr als junge Menschen mit diesem manchmal schweren Thema zu recht gekommen seid. [...] Ihr habt sensationelle klare Fragen gestellt. Das trauen sich manche Erwachsene nicht und das finde ich sehr beeindruckend. Dafür danke ich euch."


"Mit hat es gefallen, dass wir uns besser kennengelernt haben, dass wir zusammen eine Gruppe waren und dass wir zusammen gehalten haben - und ich fand die Fotos schön: Mal einfach abtauchen und mal einfach was anders machen, [...] sich eben zu bewegen statt fernsehen zu kucken. Schwer fällt mir, dass wir uns jetzt trennen müssen"

Workshop mit Künstlern der Villa Luise/ Neuerkerode

Sprechen über sichtbar Unsichtbares

Ich sehe einen Vollmond, der nur ein Vollkreis ist. Ein Kreis ist.
Und neben dem Vollmond da sitzt einer. Und hat eine Angel.
Und noch mehr sehe ich nichts.

Oh. Was ist denn da? Ein Hahn.
Das war ein Zweig. Ein Spinnennetz. Zwei Augen ja. Mit dem Mund auf.

Wollen wir weiter gehen?

Jesus ist auch schon da.



Tote Äste pflanzt man nicht? Hummeln sind zum retten da!

Marcel grunzt. Er kann nicht sprechen. Nur verstehen. Wir sprechen über das Sterben. Darüber, dass die Menschen aus Neuerkerode damals häufig nur zu den Beerdigungen kamen, weil es Kuchen gibt.

Die Pastorin erzählt uns von den Bestattungszeremonien, von der Grabpflege der Gärtner, von den Freiwilligen aus dem Dorf, die den Sarg dann in die Grube lassen. Draußen scheint die Sonne. Es ist warm. Haben alle genug getrunken, frage ich mich. Hoffentlich ist es für niemanden zu anstrengend. Doch alle hören gebannt zu. Nur Veronika schaut zum Fenster, unterbricht aufgebracht: 'Da ist eine Hummel.' Vorwurfsvoll fügt sie hinzu: 'Die will doch raus. Die leidet.' Wir retten sie nicht, da das Fenster zu weit oben ist. 'Vielleicht wohnt sie ja hier', sagt jemand, um Veronika zu beruhigen. Dann gehen wir an den Gräbern vorbei zurück zur Villa. Alle sind hier in Neuerkerode sehr betroffen, dass ein Arzt aus dem Dorf letzte Woche ganz plötzlich verstorben ist, erfahre ich auf dem Spaziergang. Und Tobi wiederholt immer und immer eine Zeile, wie er sie aus der Todesanzeige der Zeitung erinnert: 'So wie der Vater, so der Sohn.'

Wir sitzen beim Café und Doris, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin aus dem Hospiz-Verein berichtet vom Leben im Hospiz und dass es darum geht den Menschen dort ihre letzten Wünsche zu erfüllen. Sie betreute eine alte Dame, 'ihre alte Dame', der sie immer die Hand streichelte und die es liebte frische Himbeeren zu essen und von ehemaligen Schauspielern des Theaters zu schwärmen. Veronika hört gebannt und voller Anteilnahme zu. Dann fragt sie: 'Wenn ich dort wäre, dürfte ich dann auch Pommes mit Currywurst bekommen?' Und Tobias, der ganz lange still gewesen war, fragt ebenso voller Anteilnahme: 'Und wer mäht dort den Rasen?' Doris weiß auf alles eine Antwort. Später erzählt sie dann auch von einem Kind, das bald sterben wird und welches sie ambulant betreut. Es kann nicht sprechen, es kann sich nicht bewegen. Es kann nur ganz leicht mit den Augen kommunizieren. An Weihnachten hat es dann das erste mal gelacht. Ihr großer Erfolg! Die über zwanzigjährige Cindy hört gebannt zu und knetet aufgeregt ihre Hände gegeneinander. 'Wenn ich mal sterbe, möchte ich, dass meine Eltern da sind.' Veronika fügt hinzu:' Das will ich auch. Meine Mama ist aber schon tot. Mein Papa ist über achtzig.' Marcel steht auf und versteckt sich. Er kann nicht mehr still sitzen.

Tobi steht draußen vor der Villa. Steckt einen langen getrockneten Ast in die Erde: 'Ich habe einen toten Baum gepflanzt. Aber der hilft den Menschen nicht. Die Menschen können nur leben, wenn sie Bäume mit Blättern haben, die Sauerstoff bringen. Aber es gibt viele dumme Menschen, die das vergessen. Sie holzen einfach alles ab und wundern sich, dass sie krank werden. Ich möchte eigentlich lieber richtige Bäume pflanzen. Es geht ja um das Leben. Aber jetzt habe ich trotzdem diesen toten Baum gepflanzt. Als Totempfahl. Der soll uns daran erinnern, dass wir Bäume mit Blättern brauchen.'

Mittwoch, 18. Juni 2014

Workshop mit dem Moscheeverein DITIB e.V.

Der Tod

Es gibt keine Vorwarnung,
plötzlich trifft er ein.
Es beginnt mit einer Befragung,
also stell dich drauf ein.

Lebe wie er es will,
lebe so wie es steht.
Ohne Lügen und ohne Wut,
nur mit Gebeten wird alles gut.

Ist der Tod ein Ende?
Nein, gewiss, das ist er nicht.
Denn er ist die Wende,
die uns führen kann ins Licht.

Verdränge die Angst,
die dich hierseits begleitet.
Freue dich auf das, was dich erwartet.
Es nennt sich das Jenseits.

Hatice Gürken



Wenn Menschen sterben

Stirbt eine Menschenmasse,
so ist es Statisik,
doch stirbt nur ein Mensch,
so ist es eine Tragödie.
Und auch erst dann
fängt man erst an.
Man fängt an nachzudenken
und Materielles zu verschenken.
Drum sollte man den Augenblick genießen
und das Leben kann dahinfließen.
Wenn Menschen sterben
warten einige nur darauf etwas zu erben,
für andere jedoch ist es das Aus,
wie aber kommt man da raus?
So schwer es auch ist,
den Tod zu beschreiben,
sollte man ihn wahrnehmen und schweigen.
Doch was machen wir nun?
Warten oder etwas tun?
Doch denkst du, man kann etwas machen?
Dazu kann ich nur lachen.


Demet Yildiz

Donnerstag, 12. Juni 2014

Workshop mit den Krankenpflegern vom Krankenhaus Marienstift

Die einzige Gewissheit im Leben ist der Tod!

In der Mitte des Raumes liegt ein Haufen von Dingen: Vasen, Glasuntersetzer, Luftballons, Stoffe, Becher, Nudelholz, Farben, Papier, Stifte,... Die Aufgabe lautet: Seid kreativ! Macht Kunst! „Was soll das denn? Was hat denn das mit dem Thema „Sterben“ zu tun?“

Mit den Schülern der Krankenpfleger Schule des Marienstift Braunschweig nähern wir uns auf verschiedene Weisen dem Thema Tod und Sterben und stellen dabei fest: das muss ja gar nicht immer negativ sein!

Sie bilden einen Sakralchor und schreiben Briefe an sich selbst. Sie testen ihr Vertrauen zu ihren Mitschülern, indem sie sich vom Tisch fallen lassen und sich auffangen lassen. Sie unterhalten sich über Kindheitserinnerungen, machen eine Traumreise an das Ende ihres Lebens und stellen sich dabei die Frage: „Habe ich gelebt, wie ich es mir gewünscht habe?“ Sie schauen sich an und beschreiben, wie sie am Ende ihres Lebens aussehen.

Aber auch wenn wir uns oftmals auf witzige Weise dem Thema nähern, merken wir doch alle, dass uns die Themen „Sterben“ und „Tod“ emotional mitnehmen und dass sie Jede/Jeden von uns früher oder später mal betreffen werden. Denn der Tod ist die einzige Gewissheit im Leben. Und er ist bis heute in unserer Gesellschaft irgendwie noch Tabuthema.
Hast du dir eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, was dir am wichtigsten im Leben ist? Wie fühlt es sich an, wenn man immer mehr Dinge loslassen muss, wenn es langsam dem Ende zugeht?

Auch wenn die Übungen eine echte Herausforderung sein können: wenn man sich öffnet, kann man dabei richtig viele Erfahrungen sammeln! „Irgendwie sind wir als Gruppe nochmal zusammen gewachsen!“ sagt eine Schülerin in der Abschlussrunde. Neben dem Erfahrungen-Sammeln, wollen wir aber auch produktiv auf der künstlerischen Ebene sein. Denn da ist ja noch die Ausstellung! Also wie kann der Tod in der Bildenden Kunst eigentlich verarbeitet werden? „Lass uns das mal ausprobieren!“ Deshalb auch die ganzen Materialien in der Raummitte! Die Überschriften der Kunstwerke, die alle mit dem Tod oder dem Leben zu tun haben, ergeben sich über eine Schreibübung. So kommen wir auf Themen wie Hoffnung, Glaube, Trennung und Traum. Objekte, Texte, Acrylbilder, Audioaufnahmen und eine theatrale Szene entstehen.
Neugierig geworden?


Dann schau dir doch die Kunstwerke mal zwischen dem 23.-26. Juli im Bauwagen auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz (hinter den Schlossarkaden) an!

Der Hospizworkshop mit Ehrenamtlichen I

Im Hospiz ist ein Familienvater gestorben. Seine Tochter ist noch im Grundschulalter. Als ich mit der Tochter vor der Tür des Zimmers stehe, indem der tote Vater liegt, bittet sie mich um eine Schere. Ich frage mich, was sie mit der Schere möchte. Verschiedene Bilder kommen mir in den Kopf. Ich verkneife mir aber meine Fragen und hole ihr eine Schere. Ich zweifle, ob ich sie alleine mit einer Schere in das Zimmer des Toten gehen lassen soll und frage: „Möchtest Du alleine ins Zimmer gehen oder soll dich jemand begleiten?“. Die Tochter möchte alleine gehen und verschwindet mit der Schere im Zimmer. Nach einer Weile kommt sie heraus. 
In der Hand hat sie die Schere und eine Locke vom Haar ihres Vaters. Gemeinsam suchen wir nach einem Briefumschlag, um die Locke besser aufbewahren zu können.


- Erzählung einer Mitarbeiterin des Hospizvereins während eines Workshops zum Biografisch-Dokumentarischem Theater -  







Mittwoch, 11. Juni 2014

Der Hospiz-Workshop mit Ehrenamtlichen II

Beerdigung. Die Trauergemeinde ist still, die Stimmung bedrückend.

Kind (zu ihrer Patentante): Die Oma war doch alt, oder?
Patentante: Ja.
Kind: Die Oma war doch krank, oder?
Patentante: Ja
Kind: Und die Oma ist jetzt im Himmel?
Patentante: Ja, so glauben wir.
Kind: Aber warum weinen dann die Menschen?


      - Erzählung einer Mitarbeiterin des Hospizvereins in der Workshoppause -