Im Hospiz ist ein
Familienvater gestorben. Seine Tochter ist noch im Grundschulalter.
Als ich mit der Tochter vor der Tür des Zimmers stehe, indem der
tote Vater liegt, bittet sie mich um eine Schere. Ich frage mich,
was sie mit der Schere möchte. Verschiedene Bilder kommen mir in den
Kopf. Ich verkneife mir aber meine Fragen und hole ihr eine Schere.
Ich zweifle, ob ich sie alleine mit einer Schere in das Zimmer des
Toten gehen lassen soll und frage: „Möchtest Du alleine ins Zimmer
gehen oder soll dich jemand begleiten?“. Die Tochter möchte
alleine gehen und verschwindet mit der Schere im Zimmer. Nach einer
Weile kommt sie heraus.
In der Hand hat sie die Schere und eine Locke
vom Haar ihres Vaters. Gemeinsam suchen wir nach einem Briefumschlag,
um die Locke besser aufbewahren zu können.
- Erzählung einer
Mitarbeiterin des Hospizvereins während eines Workshops zum
Biografisch-Dokumentarischem Theater -
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